Lehmbau
Lange Zeit beschäftigten Lehmbauten vorrangig die Archäologen. Denn aus diesem jahrtausendealten Naturmaterial entstanden einige der wichtigsten Bauwerke der Geschichte, wie zum Beispiel die Chinesische Mauer. In den vergangenen Jahren freilich haben einige umweltbewusste Bauherren und Architekten dieses Material wiederentdeckt und in vielfältiger Weise eingesetzt. So entstanden nicht nur Einfamilienhäuser aus Lehm, sondern sogar Kirchen und Kindertagesstätten. Ein wichtiger Grund für die Renaissance der Lehmbauweise ist ohne Frage der Wunsch vieler Bauherren, den Energieverbrauch zu reduzieren. Hierfür eignet sich Lehm aufgrund seiner ökologischen Eigenschaften in besonderem Maße. Massivbauten aus Lehm speichern Wärme und Feuchtigkeit, sobald diese im Inneren über 50 Prozent ansteigt. Bei trockener Luft geben die Wände ihre gespeicherte Feuchtigkeit an die Raumluft ab und sorgen damit für ein angenehmes Wohnklima.
Woraus besteht Lehm?
Bei Lehm handelt es sich um eine Mischung aus Ton, feinem und grobem Sand sowie eventuell noch Kies und Schotter. In den vergangenen Jahren haben Forscher den Baustoff modernen Erfordernissen und Ansprüchen angepasst.
Vielfältig einsetzbarer Baustoff
Schon seit längerem wird der kostengünstige Naturbaustoff im Bereich der Sanierung und des Denkmalschutzes eingesetzt. Doch in zunehmendem Umfang spielt Lehm auch bei Neubauten eine Rolle, wenngleich der Anteil dieses Materials am gesamten Bauvolumen in Deutschland mit unter einem Prozent noch sehr gering anmutet. Allerdings zeigt der Trend nach Angaben des Dachverbandes Lehm deutlich nach oben. Von Vorteil ist die Flexibilität dieses Baustoffes: Er kann ohne Probleme mit anderen Materialien, wie zum Beispiel Holz, Metall, Beton oder Stein kombiniert werden. Der Fantasie von Bauherren und Architekten sind somit keine Grenzen gesetzt.
Die Achillesferse von Lehmbauten
Lehm weist allerdings einen Nachteil auf: Er ist nicht wasserfest. Vor allem gegenüber fließendem Wasser zeigt die Lehmbauweise ihre Nachteile. Daher sollte bei der Planung unbedingt auf entsprechende Konstruktionen geachtet werden. Dazu zählen etwa ein Dachüberstand, Spritzwassersockel und schützende Anstriche. Während Luftfeuchtigkeit einem Lehmbau nichts anhaben kann, erweist sich Regen bei ungeschützten Objekten als kritisch. Nach Angaben von Experten erreicht ein solide geplantes Lehmhaus eine Lebensdauer, die mit der eines modernen Fertighauses vergleichbar ist.
Unterschiedliche Bautechniken
Recht bekannt ist der Einsatz von Lehmziegeln. Sie bestehen aus ungebranntem Lehm und werden in Ziegeleien an der Strangpresse gefertigt und danach nur getrocknet. Sie lassen sich wie konventionelle Steine vermauern. Größter Vorteil: Ungebrannte Lehmziegel kosten rund 40 Prozent weniger als herkömmliche Ziegel.
Eine wichtige Rolle spielt Lehm darüber hinaus bei Fachwerkhäusern. Das Holzskelett bildet dabei das lasttragende Ständerwerk. Die Zwischenräume werden mit Leichtlehm oder Massivlehm gefüllt. Manche Bauherren entscheiden sich nicht zuletzt aus ästhetischen Gründen für einen Stampflehmbau. Dabei wird das Material Schicht für Schicht in eine Verschalung auf der Baustelle eingefüllt und anschließend unter Hochdruck verdichtet (gestampft). Diese Bauweise ist etwa 30 Prozent teurer als der Einsatz von Lehmziegeln. Daneben besteht die Möglichkeit, Strohlehm zu verwenden, also einen Mix aus Lehm und Stroh. Beides wird breit aufeinandergeschichtet und anschließend ausgestochen.