Baucontrolling
Bis vor einigen Jahren war Baucontrolling durch unabhängige Gutachter nur im gewerblichen Bauwesen üblich. Seit einigen Jahren haben auch private Bauherren die Möglichkeit, die Dienste eines Baucontrollers in Anspruch zu nehmen. Teilweise bieten Kreditinstitute ihren Kunden an, zusammen mit dem Abschluss eines Darlehnsvertrags gleich einen Experten mit der Kontrolle der Bauausführung und der Abnahme des Objekts zu beauftragen. Vor allem der TÜV und dessen Konkurrenzorganisation Dekra werben mit solchen Serviceleistungen.
Milliardenschäden durch Pfusch am Bau
Hintergrund für die verstärkte Inanspruchnahme unabhängiger Experten ist der zunehmende Pfusch am Bau, der nach Angaben der Bundesregierung jährlich Schäden in Höhe von mindestens 3,5 Milliarden Euro verursacht. Für die Beseitigung der Folgeschäden müssen nach Schätzungen von Fachleuten noch einmal fast sieben Milliarden Euro ausgegeben werden. Die Gründe für diesen geringen Qualitätsstandard liegen zum einen im zunehmenden Kostendruck, zum anderem aber auch im mangelnden Fachpersonal.
Bedarfsgerechte Servicepakete
Über den Umfang des Baucontrollings entscheidet der Kunde. Ein Bauherr kann die Dienste der Experten von der Einreichung der Planungsunterlagen bis hin zur Endabnahme und der Kontrolle der Mängelbeseitigung in Anspruch nehmen. Wer hingegen eine Eigentumswohnung erwirbt, dürfte vor allem Wert auf eine fachmännische Prüfung der Baubeschreibung und auf die Anwesenheit des Controllers bei der Abnahme des schlüsselfertigen Objekts legen. Für die Käufer von Bestandsimmobilien schließlich werden Beratungs- und Begutachtungsverträge abgeschlossen. Dabei erhält der Kunde zunächst eine Beratung zu generellen Kriterien der Bauqualität. Danach besichtigen der potenzielle Käufer und der unabhängige Gutachter die entsprechende Immobilie. Der Controller dokumentiert die dabei festgestellten Mängel und prüft auf Wunsch des Kunden später, ob alle Ausbesserungsarbeiten fachmännisch ausgeführt worden sind.
Für die Experten-Beratung muss der Bauherr oder Käufer allerdings tief in die Tasche greifen. Je nach Leistungsumfang werden in der Regel zwischen 1.000 und 2.500 EUR fällig. Wie sollten sich Architekten und Bauträger verhalten, wenn ihre Kunden den Wunsch äußern, einen Baucontroller einzuschalten? Manche Planer und Verkäufer reagieren eher zurückhaltend und fühlen sich gleichsam auf die Finger geschaut.
Praxistipp
Ein guter Controller arbeitet nicht gegen Architekten, Bauträger oder ausführende Unternehmen, sondern kooperiert mit ihnen, um ein möglichst mängelfreies Werk sicherzustellen. Für den Kunden wiederum ist die Einschaltung eines unabhängigen Experten ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt. Insofern kann sich Baucontrolling auch als verkaufsfördernder Impuls erweisen. Architekten und Bauträger, die einem solchen Wunsch offen gegenüberstehen, signalisieren damit, dass sie auf Qualität setzen und der Kunde keine unangenehmen Überraschungen zu erwarten hat. Schließlich kann ein Controller helfen, dem Kunden die in der Baubeschreibung enthaltenen Angaben besser verständlich zu machen. Das beugt Missverständnissen und späteren Reklamationen vor.